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Was können wir von dem neuen ASP-Impfstoff erwarten, der in China entwickelt wurde?

Dieser Impfstoff scheint vielversprechend zu sein, aber kann er auch in Europa eingesetzt werden?

Kommentierte Publikation


Chen, W., Zhao, D., He, X., Liu, R., Wang, Z., Zhang, X., Li, F., Shan, D., Chen, H., Zhang, J., et al. (2020). A seven-gene-deleted African swine fever virus is safe and effective as a live attenuated vaccine in pigs. Sci China Life Sci 63, https://doi.org/10.1007/s11427-020-1657-9
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Kommentar

Jede Nachricht, die in der Fachpresse über die Entwicklung eines möglichen Impfstoffs gegen die Afrikanische Schweinepest erscheint, erregt unsere Aufmerksamkeit, da diese Krankheit die asiatische Schweineproduktion „auf den Kopf gestellt“ hat und auch die europäische Produktion bedroht. Vor einigen Tagen wurde ein wissenschaftlicher Artikel veröffentlicht, in dem die Entwicklung eines möglichen Virus beschrieben wird, das ein Kandidat für die Herstellung eines attenuierten Lebendimpfstoffs zum Schutz der Schweine vor ASP sein könnte. Dieses möglicherweise einsetzbare Virus ist eine Mutante eines Feldvirus, das aus den klinischen Fällen Chinas isoliert wurde (HLJ/18), und somit eine Variante des Genotyps 2 des Virus, die auch in Russland und einigen europäischen Ländern vorkommt. Das Einzigartige an dem Mutanten ist jedoch, dass nicht nur ein, sondern sieben Gene aus dem pathogenen Virus entfernt wurden. Dies versetzte das mutierte Virus in die Lage, Schweine zu schützen, wenn sie dem chinesischen Wildstamm des Virus intramuskulär oder oral ausgesetzt werden, ohne dabei Virenüberträger zu produzieren. Die Virämie, die nach der Impfung auftritt, ist vorübergehend und produziert keine chronischen Virenüberträger, wie dies bei den Impfstoffversuchen der 1960er Jahre der Fall war. Darüber hinaus hat man es auch geschafft, ihre Kultivierung in Knochenmarkzellen von Schweinen zu ermöglichen, die zwar keine Zellkultur sind, aber eine industrielle Produktion ermöglichen würden, da von nur einem Schwein ca. 200.000 Impfstoffdosen hergestellt werden könnten. Mit anderen Worten würden etwa 3.000 Schweine ausreichen, um die Impfstoffdosen zu produzieren, die zur Impfung und Nachimpfung des Schweinebestands in ganz China (heute etwa 300 Millionen) erforderlich wären.

Abbildung 1: Entwicklung verschiedener Viren der Afrikanischen Schweinepest (ASPVs) durch Gendeletion und Bewertung ihrer Virulenz. Schematische Darstellung der Gene und Regionen, die in jedem durch Gendeletion entstandenen ASP-Virus gelöscht wurden. Wie zu sehen wurden die gelöschten Gensegmente durch die Reportergenkassetten p72eGFP, eGFP oder p72mCherry ersetzt. Die mit dem Virus infizierten primären Alveolarmakrophagen des Schweins zeigen unterschiedliche Fluoreszenz, wie auf der rechten Seite des Panels zu sehen ist. Die Nukleotidpositionen, die bezüglich des ASPV HLJ/18-Genoms die Grenzen der Deletion angeben, sind gekennzeichnet.
Abbildung 1: Entwicklung verschiedener Viren der Afrikanischen Schweinepest (ASPVs) durch Gendeletion und Bewertung ihrer Virulenz. Schematische Darstellung der Gene und Regionen, die in jedem durch Gendeletion entstandenen ASP-Virus gelöscht wurden. Wie zu sehen wurden die gelöschten Gensegmente durch die Reportergenkassetten p72eGFP, eGFP oder p72mCherry ersetzt. Die mit dem Virus infizierten primären Alveolarmakrophagen des Schweins zeigen unterschiedliche Fluoreszenz, wie auf der rechten Seite des Panels zu sehen ist. Die Nukleotidpositionen, die bezüglich des ASPV HLJ/18-Genoms die Grenzen der Deletion angeben, sind gekennzeichnet.

Unter den gegebenen Umständen ist es möglich, dass dieses Virus eines Tages den chinesischen Markt in Form eines Impfstoffs erreicht, aber wird dieser auch in Europa erhältlich sein? Es scheint nicht einfach, dass ein Impfstoff auf Grundlage des mutierten Virus HLJ/18-7GD in Europa zugelassen wird. Zunächst müsste nachgewiesen werden, dass das betreffende Virus in der Lage wäre, vor der in Europa zirkulierenden Virusvariante zu schützen. Zweitens müsste nachgewiesen werden, dass mit den europäischen Varianten nach einer Infektion keine Virenüberträger entstehen. Drittens müsste die abgeschwächte Virusmutante in Europa zugelassen werden und es muss hier angemerkt werden, dass sich das Virus aufgrund der vorgenommenen Deletionen so sehr vom Feldvirus unterscheidet, dass man von einem genetisch veränderten Organismus (GVO) sprechen könnte. Viertens müsste auch das Produktionssystem, das lebende Tiere benötigt, gemäß unseren Rechtsvorschriften zugelassen werden. Und nicht zuletzt wurde der Impfstoff zum Schutz von Hausschweinen entwickelt, weswegen er intramuskulär verabreicht werden muss. Die Genehmigung der Verwendung eines solchen Impfstoffs würde bedeuten, zu akzeptieren, dass ASP in Europa (oder in den Ländern, in denen seine Verwendung zugelassen wäre) endemisch ist. Somit würde Europa für Marktzwecke als ASP-positiv betrachtet werden, was kommerzielle Folgen hätte.

Die ASP-Situation in Europa unterscheidet sich von derjenigen in Asien. Das Hauptproblem sind hier Infektionen von Wildschweinen und gelegentlich Infektionen in kommerziellen Betrieben. In Asien ist genau das Gegenteil der Fall. Dies ist möglicherweise der Grund, warum wir HLJ/18-7GD wahrscheinlich nicht auf unseren Märkten sehen werden.

Zusammenfassung der kommentierten Publikation

Chen, W., Zhao, D., He, X., Liu, R., Wang, Z., Zhang, X., Li, F., Shan, D., Chen, H., Zhang, J., et al. (2020). A seven-gene-deleted African swine fever virus is safe and effective as a live attenuated vaccine in pigs. Sci China Life Sci 63, https://doi.org/10.1007/s11427-020-1657-9

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine verheerende Infektionskrankheit bei Schweinen, die die weltweite Schweineindustrie stark bedroht. Ein wirksamer Impfstoff ist dringend erforderlich. Hier benutzten wir das chinesische ASPV HLJ/18 als Rückgrat und entwickelten daraus eine Reihe von Viren, bei denen Gene entfernt wurden. Die Beurteilung der Virulenz, Immunogenität, Sicherheit und Schutzwirkung bei spezifisch pathogenfreien Schweinen, Mastschweinen und trächtigen Sauen deutete darauf hin, dass ein Virus, nämlich HLJ/18-7GD, aus dem sieben Gene entfernt wurden, bei Schweinen vollständig abgeschwächt wird, sich nicht in den virulenten Stamm umwandeln kann und einen vollständigen Schutz der Schweine bei einer tödlichen ASPV-Gabe bietet. Unsere Studie zeigt, dass HLJ/-18-7GD ein sicherer und wirksamer Impfstoff gegen ASPV ist und als solcher eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Ausbreitung von ASPV spielen wird.

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